Sonja Oberem fährt trotz des Olympia-Aus ins Trainingslager


Archivmeldung aus dem Jahr 2004
Veröffentlicht: 20.07.2004 // Quelle: TSV Bayer 04

Die Enttäuschung bei Marathonläuferin Sonja Oberem saß tief. Als sie gestern von ihrem Trainer Paul Heinz Wellmann erfuhr, dass das Nationale Olympische Komitee (NOK) sie nicht für die Olympischen Spiele berücksichtigt, liefen ihr die Tränen. Das NOK hatte einen vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) gestellten Sonderantrag abgelehnt, Oberem trotz fehlender Norm mitzunehmen. Sie hatte wegen einer Reihe von Verletzungen die nationale Olympianorm, die zwei Minuten schneller war als die internationale, um 58 Sekunden verpasst. Beim Wien-Marathon Mitte Mai war die ehemalige Triathletin trotz nur fünfwöchiger Vorbereitungszeit sehr gute 2:30:58 Stunden gelaufen.

Paul Heinz Wellmann war nach der Entscheidung genauso schwer enttäuscht, wie seine Athletin: „Der Fall Sonja Oberem ist mit sehr wenig Fingerspitzengefühl behandelt worden. Da musste eine Marathonläuferin knapp zwei Monate auf eine Entscheidung warten und sich auf Verdacht vorbereiten. Sechs Wochen vor dem Rennen wird ihr dann gesagt, sie kann nicht dabei sein. Das ist schon sehr bitter.“ Wellmann kritisierte vor allem die Tatsache, dass das NOK einen vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) am 24. Mai gestellten Sonderantrag erst am 19. Juli beschieden hat und ihn mit der Begründung zurückwies, es gäbe keine Härtefälle, man halte sich strikt an die vorab aufgestellten Nominierungsrichtlinien. „Das hätte man uns doch auch schon vorher sagen können.“

„Mit einem Nein zu einem früheren Zeitpunkt hätte ich viel besser leben können als jetzt“, sagte Sonja Oberem, die in den vergangenen neun Jahren bis auf die WM 2003 in Paris alle internationalen Großereignisse mitgemacht hat und im Gegensatz zu anderen Athletinnen keine lukrativen Angebote von Städtemarathons dem Start bei einer Meisterschaft oder bei Olympischen Spielen vorzog. 1995 wurde sie WM-Achte in Göteborg, 1996 Olympia-Achte in Atlanta, 1997 WM-Siebte in Athen, 1988 EM-Neunte in Budapest, 1999 WM-Sechste in Sevilla, 2000 kämpfte sie sich bei Olympia trotz einer Verletzung ins Ziel, 2001 belegte die 31-Jährige Platz fünf bei der WM in Edmonton und 2002 wurde sie in München EM-Dritte. Dank sagte Oberem nach der NOK-Entscheidung dem DLV: „Ich bin dem Verband dankbar für die 100-prozentige Unterstützung meines Anliegens. Sie haben mich von der ersten bis zur letzten Minute unterstützt.“

Aus Sicht von Paul Heinz Wellmann hätte Oberem in Athen die Chance gehabt, eine Top-Acht-Platzierung zu erreichen. „Aus sportlicher Sicht ist Entscheidung nicht nachvollziehbar. Sonja ist eine Hitzeläuferin, kennt als zweimalige Athen-Marathon-Siegerin die Strecke und wäre für das Rennen prädestiniert gewesen.“

Trotz der Entscheidung des NOK flog Oberem heute ins Trainingslager nach Mallorca. „Sie steckt mitten in den Vorbereitungen und wird diese auch nicht abbrechen, sondern nur etwas strecken, um bei einem frühen Herbstmarathon zu starten“, berichtet Paul Heinz Wellmann von der Planänderung. „Dort wird sie sehr, sehr gut vorbereitet und hochmotiviert ins Rennen gehen und versuchen, ihre Bestzeit von 2:26:13 Stunden aus dem Jahr 2001 zu verbessern.“


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Sport
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