DM: Stolle und Spiegelburg können Athen nur aus der Ferne erleben


Archivmeldung aus dem Jahr 2004
Veröffentlicht: 11.07.2004 // Quelle: TSV Bayer 04

Eines war vorher klar: Der Stabhochsprung-Wettkampf der Männer im Rahmen der Deutschen Meisterschaften in Braunschweig würde bereinigende Wirkung haben. Sieben Athleten kämpften um drei zu vergebene Olympiatickets. Vier von ihnen, die Leverkusener Richard Spiegelburg, Lars Börgeling und Danny Ecker sowie der Kölner Tim Lobinger, hatten die Norm von 5,70 Meter schon geschafft, drei weitere, Björn Otto (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen), Fabian Schulze (LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) und Michael Stolle (TSV Bayer 04 Leverkusen), noch nicht. Für sie galt eine Medaille zu holen und 5,70 Meter zu springen. Es gelang keinem. Und auch Richard Spiegelburg scheiterte an diesem Tag an 5,70 Metern und blieb damit von den bisherigen Normerfüllern ohne Medaille und ohne Olympiaticket.

Doch bevor der bereinigende Wettkampf beginnen konnte, ging zuerst ein die Luft über der Südkurve des Braunschweiger Eintracht-Stadions bereinigender Regenschauer nieder. Fast 30 Minuten war die Konkurrenz unterbrochen. Danach war es an einem wenig sommerlichen Tag zwar nicht heiß über der Stabhochsprung-Latte, dafür aber knisterte es vor Spannung.

Erstes Opfer der Ausscheidung wurde Michael Stolle (Achter). Über 5,40 Meter kam er noch, bei 5,50 Meter war Schluss für ihn. „Ich war motiviert bis unter die Haarspitzen, aber wenn man schon von außen sieht, dass ich nicht richtig anlaufe, ist das ein ganz schlechtes Zeichen.“ Der Olympia-Vierte von Sydney hatte seinen vor zwei Wochen aufgetretenen Infekt noch nicht gänzlich auskuriert. „Da steckte noch was in den Knochen drin.“

Als nächsten erwischte es Richard Spiegelburg (Sechster). Nachdem er bei 5,60 Meter zwei Mal gescheitert war, hob er sich seinen letzten Versuch für 5,70 Meter auf. Doch die Latte fiel: „Ich stand mir selbst im Weg. Die 40 waren noch gut, bei 60 habe ich dann den Faden verloren. Das war eine enorme Stresssituation heute. Gut, dass wenigstens zwei meiner Vereinskollegen die Quali geschafft haben. Wir wären aber gerne zu dritt gefahren“, bilanzierte der 26-Jährige, der direkt im Anschluss an den Wettkampf erster Gratulant von Danny Ecker war.

Danach kam das Aus für Björn Otto und Fabian Schulze. Beide mussten bei 5,70 Meter passen. Die kleinsten Probleme hatte Danny Ecker bei dieser Höhe. Gleich im ersten Versuch meisterte er sie. Ecker hatte zuvor mehr mit seinen ersten Höhen gekämpft. 5,50 und 5,65 Meter musste er zweimal in Angriff nehmen. „Es war für mich ein unglücklicher Beginn, dass ich unter der Anfangshöhe beim ersten Mal durchgelaufen bin.“

Doch danach lief es rund für den BWL-Studenten: „Dieser Sieg kam überraschend. Ich war lange nicht mehr gut und habe lange nicht mehr vorne mitgemischt.“ Sogar ans Aufhören dachte der Sechs-Meter-Springer im vergangenen Jahr schon, als er wegen Schulterproblemen die gesamte Saison verpasste. Dann besann er sich. „Ich habe mein Training zerstückelt. Ernährung, Physiotherapie, Krafttraining und mentales Training sind die Bestandteile gewesen.“ Mittlerweile verzichtet er indes wieder auf das Training im mentalen Bereich. „Denn ich habe festgestellt, das bringt nichts. Als Wettkampftyp wird man geboren.“ Dass er diese Eigenschaft in die Wiege gelegt bekam, unterstrich er in Braunschweig mit dem Gewinn seines ersten Freilufttitels.

Auch Lars Börgeling ist als ein solcher bekannt. Der Vize-Europameister schwang sich nach Danny Ecker als Zweiter über 5,70 Meter. Jedoch hatte auch er anfangs seine Probleme: „Ich habe mich ein bisschen geärgert, dass ich vor dem Wettkampf so nervös war. Der erste Versuch hat sich so richtig schlecht angefühlt, da kam alles hoch, auch der ‚Nuller’ von den vergangenen Meisterschaften. Mit jedem Sprung ist dann die Nervosität kleiner geworden.“

Komplettiert wurde das vor der Stabhochsprung-Anlage aufgebaute Siegerpodest vom Kölner Tim Lobinger (ebenfalls 5,70 m), der in der Stunde des Sieges auch an Richard Spiegelburg dachte: „Für ihn tut es mir Leid. Er war im Vorfeld der Konstanteste von uns. Schade, dass er nicht noch aufs Treppchen gepasst hat.“


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Sport
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