Politik

Kohl - und kein Ende

Der Altkanzler veröffentlicht sein Tagebuch

Die CDU-Spendenaffäre tritt zumindest in der Presse langsam in den Hintergrund. Zu berichten gibt es wenig Neues. Die Clique um Altkanzler Helmut Kohl schweigt weiterhin zu den Vorwürfen, mit Hinweis auf die noch offenen Ermittlungsverfahren wegen Untreue. Kohls Schweigen bezüglich der anonymen Spender hingegen wird von ihm immer noch mit seinem Schweigeehrenwort begründet. Naja - wenn er doch wenigstens auch über andere Dinge schweigen würde.

Leider ist dem nicht so. Vor wenigen Tagen veröffentlichte Kohl sein Tagebuch über die Affäre, die ihn als Ehrenvorsitzenden stürzte und seinen Ruf als sauberen Politiker ankratzte. Wer allerdings der Meinung war, dass er nun endlich Licht in die Affäre brächte, der wurde bitter enttäuscht. Kein Wort über die Herkunft der Millionen. Statt dessen mehr oder weniger versteckte Angriffe gegen Schäuble und Merkel, die sich ihm gegenüber nicht loyal verhalten hätten. Dazu noch Angriffe auf die Medien, die es sich teilweise zum Ziel gesetzt hätten, das Denkmal des Staatsmannes Kohl mit Dreck zu bewerfen.

Schon die Vorab-Veröffentlichung in einer Zeitung ließen auf einen angriffslustigen Kohl schließen, der aus der Affäre nichts gelernt hat. Klar habe er gegen das Parteiengesetz verstoßen. Das sei ein Fehler gewesen. Aber der Schaden sei ja finanziell getilgt. Alle weitergehenden Vorwürfe und Verdächtigungen über angebliche Bestechlichkeit seien eine Schweinerei.

Das mag richtig sein. Nur wer sein Ehrenwort über seinen Eid, Recht und Gesetz zu beachten stellt, der darf sich nicht wundern, wenn er angreifbar wird. Kohl und sein ehemaliger Minister Bohl haben es selbst in der Hand, reinen Tisch zu machen. Der eine soll die Spender nennen, der andere soll die "Privatakten", die im Kanzleramt schon lange gesucht werden, herausrücken. Wer nichts zu verbergen hat, kann dies reinen Gewissens tun.

Wenn dies nicht geschieht, dann kann sich die CDU noch jahrelang auf einiges gefasst machen. Korruptionsattacken des politischen Gegners und einen beleidigten Altkanzler, der die Aufregung um seine Person nicht verstehen kann.

Miwi