Politik

Neue deutsche (Wester-)Welle

Warum man Guido Westerwelle immer öfter sieht

Ich glaub mich knutscht ein Elch! Das hab ich mir gedacht, als ich neulich Abend, genervt vom Standardprogramm, durch die Kanäle zappte, denn ich sah etwas, das ich so nie erwartet hätte. Ich entdeckte FDP-Generalsekretär Guido Westerwelle auf einem für ihn unüblichen Sender und an einem ungewöhnlichen Ort. Er hatte sich für einen Abend bei den TV-Hirnakrobaten von Big Brother (RTL2) eingenistet.

Das ist ja mal was ganz neues. Von jetzt an werden politische Diskussionen nicht mehr mit Lothar Späth oder Heinz Eggert und Erich Böhme geführt, sondern mit Politrocker Harry, dem Experten für zwischenmenschliche Beziehungen Jörg und dem Germanisten Walter. Alles andere hätte für viele potentielle FDP-Wähler wohl nicht das passende Niveau, man könnte sich ja schließlich bei anderen Sendung durch die leichte Konversationen langweilen.

Aber ernsthaft: Der Auftritt Westerwelles bei Big Brother ist lächerlich und ein Versuch, Jungwähler auf plumpe Weise zu gewinnen. Guido Westerwelle sollte die jungen Menschen von heute jedoch nicht unterschätzen. Sie fallen nicht auf einen 38jährigen Politikentertainer herein, der vorgibt, 20 zu sein. Selbst wenn er seine Rolle stellenweise sehr überzeugend spielt, ist es doch nicht mehr als eine kitschige Schmierenkomödie gewesen, was hoffentlich auch die FDP-Mitglieder durchschaut haben. Von diesen ist man ja eigentlich andere Dinge gewohnt, die in der Vergangenheit nur selten in die Ecke "hirnlos" gestellt werden konnten. Aber seitdem die FDP einen umstrittenen Bundesvorsitzenden Wolfgang Gerhardt hat und sich Politiker wie Möllemann und Westerwelle wieder profilieren können, sinkt das Niveau merklich.

Aber es kommt ja noch dicker. Kurze Zeit später fielen mir wieder die Augen aus dem Kopf, als ich Westerwelle bei TV-Total (Pro7) sah. Bisher dachte ich, solche Menschen werden von Stefan Raab, Gott sei dank, gnadenlos verar..., doch auch dieser Besuch endete in einigen tollen Sprüchen für Westerwelle und die FDP. Zum Schluss räumte Westerwelle sogar den "Raab der Woche" ab, weil er nicht im Stande war das Wort Vorsitzender auszusprechen und statt dessen Furzender sagte. Toll, Herr Westerwelle!

Vielleicht kommt ja auch bald der Kanzler auf den Geschmack, besucht Stefan Raab und nimmt die Big Brother-Bewohner in sein Kabinett auf, wer weiß? Bleibt nur die Frage, was will Guido Westerwelle mit seinen eigenartigen TV-Auftritten bewirken? Will er mit der Unterstützung der Wochenshow FDP-Vorsitzender werden? Nein, dem FDP-Generalsekretär ist seine Arbeit zu langweilig. Er möchte sich jetzt mit lustigen Bemerkungen den Job eines Soap-Darstellers sichern und später Karriere als neuer Tele Tubbie machen. Bleibt mir nur noch zu sagen winke, winke und viel Glück Herr Westerwelle!

M.P.