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Das Verhältnis der Deutschen zur Verspätung ist eindeutig. Nicht nur bei Bussen und Bahnen wird sie nicht geduldet. Allerdings nimmt die Realität auf den Nationalcharakter wenig Rücksicht. Und da uns leider die Einsicht etwa der Südeuropäer in die Vergeblichkeit allen menschlichen Strebens fehlt, erzeugen Verspätungen schlechte Laune und Magengeschwüre. In politischen Fragen jedoch frönen wir der Verspätung im großen Stil. Der Vertrag von Maastricht und die mit ihm verbundene Einführung des Euro wurde erst öffentlich diskutiert, als er schon Jahre verabschiedet war. Die Ökosteuer treibt seit knapp zwei Jahren ihr schändliches Unwesen, doch erst jetzt, wo die Ölmärkte im Verein verrückt spielen, wird sie entdeckt. Der Kanzler macht eine Reise durch die "neuen" Länder, als ob sie vor drei Monaten und nicht vor 10 Jahren beigetreten wären. Ob Kernkraftwerke eine verspätete Technik sind, darüber wollen wir gerne streiten lassen. Ohne Verspätung wollen wir hier unserem Redakteur Wolfgang danken, der seit vier Jahren die famose Online-POLITEIA fabriziert und dies leider aufgeben muß.
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