Politik

Polit-Splitter

Englisch ab Klasse drei?

Die Schulpolitik in NRW ist nicht einfach nur schlecht. Sie hat ihre eigene Dynamik. 30 Jahre experimentierten die Genossen an der Schule herum (ohne allerdings ihre eigenen Kinder aufs Spiel zu setzen), versuchten überall gemäß ihrem festen Glauben, daß man vor allem von der Umwelt geprägt werde, also alle Menschen bei der Geburt gleich seien, gleiche Bedingungen zu schaffen, so daß irgendwann nur noch der "neue Mensch" durch die Gegend liefe, völlig unabhängig von irgendwelchen Prägungen durch Elternhaus, Kirche, Freunde etc.
Der neue Mensch läßt leider immer noch auf sich warten, trotz aller Nivellierungsversuche durch Lehrpläne, Gesamtschulen, Orientierungsstufen usw. Ja, inzwischen haben die Sozis sogar die gute alte Leistung wiederentdeckt und stürzen sich mit Konvertiteneifer darauf. Jüngster Plan der Kultusministerin: Englisch ab Klasse drei.
Die Gründe sind nicht mal abwegig. Englisch ist die Verkehrssprache der Welt, das Internet hat seine Bedeutung noch einmal erhöht. Zwei Stunden Englisch, kindgerecht vermittelt, könnten vielleicht tatsächlich eine gute Idee sein. Wenn ...
Eben. Wenn das Wörtchen Wenn nicht wäre. Politiker, so sollte man meinen, sind vor allem doch dazu da, Prioritäten zu setzen, die Richtung vorzugeben. Und die Priorität in Nordrhein-Westfalen ist es nicht, 2000 neue Lehrer für ein Fach einzustellen, dessen Wichtigkeit im Vergleich zu Lesen, Schreiben und Rechnen, den Grundfertigkeiten, gering ist. Ganz abgesehen davon, daß die gute Idee vermutlich katastrophal schlecht umgesetzt wird.
Nicht einmal Lehrpläne existieren für Frau Behlers Luftschloß. Die Grundschulen ächzen unter wachsenden sozialen Problemen. Die weiterführenden Schulen im Lande müßten eigentlich generalsaniert werden. Für Englisch ab Klasse drei Abermillionen DM auszugeben, die anderweitig dringend fehlen, ist wahnwitzig. G.D.

 

UMTS: Steuer fürs Handy

Die britische Regierung hat gut lachen. Ihre Versteigerung von fünf UMTS-Mobilfunklizenzen hat sage und schreibe 75 Milliarden DM in die Kassen gespült, Geld, das im wahrsten Sinne des Wortes vom Himmel fiel. Da Politiker, die sparen, ja bekanntlich Hunden ähneln, die einen Wurstvorrat anlegen, darf man gespannt sein, ob die Labour-Regierung tatsächlich den Geldsegen zur Schuldentilgung verwendet.
UMTS ist der Mobilfunkstandard der nächsten Generation. Er wird das bisher gebräuchliche GSM-System ablösen und Datenübertragungsraten erlauben, die um ein Mehrfaches über der Geschwindigkeit von handelsüblichen ISDN-Festnetzanschlüssen liegen - von der bisherigen popeligen 9600 Baud im Mobilfunknetz zu schweigen. Auch Internet-Hilfskrücken wie WAP dürften nach der flächendeckenden Einführung von UMTS der Vergangenheit angehören.
Im Sommer steht nun die UMTS-Versteigerung in Deutschland bevor, bei der sogar noch höhere Beträge erwartet werden: Bis zu 120 Milliarden DM könnten direkt und ungeschmälert in die Kasse des Finanzministers fließen. Finanzstarke Bieter wie Vodafone/Mannesmann (D2), Deutsche Telekom (D1), KPN (E plus), Viag Interkom/British Telecom (E2), Mobilcom/France Telecom und debitel (Swisscom) dürften genauso auf der Matte stehen wie Finanzinvestoren.
Für Eichel mag das Ergebnis ja schön sein, nicht aber für die Telefonkunden. Es ist zu befürchten, daß die ohnehin teuren Handy-Tarife in Deutschland nun langsamer fallen. Die immensen Ausgaben (die Lizenzkosten übersteigen bei weitem die Kosten für den Auf- und Ausbau des Netzes selbst) müssen finanziert werden. Bezahlen wird am Ende der Kunde - sowohl der GSM- als auch der zukünftige UMTS-Kunde. Das Versteigerungsergebnis ist eine Art Telefonsteuer. Es wäre nur recht und billig, sie in Form einer Steuersenkung an die Bundesbürger zurückzugeben.