Politik

Keine Hilfe für Arbeitslose

Ein neuer Tarifvertrag und alle jubeln?

Die Arbeiter der Chemieindustrie werden zu Recht über ihren Tarifvertrag jubeln. Schließlich bekommen sie ab dem1.6. 2,2% und ab dem 1.6.2001 noch mal 2,0% mehr Lohn. Ab 55 können sie dann die Altersteilzeit in Anspruch nehmen. Das bedeutet, dass ein Arbeiter, der 55 Jahre alt ist, 3 Jahre voll arbeitet, danach 3 Jahre lang eine Ruhephase einlegt und mit 61 in Rente geht. In diesen 6 Jahren bekommt er mindestens 85% seines vorherigen Nettolohnes.
Also ein großer Erfolg für die Gewerkschaften. Zumal sich die Arbeitgeber ganz großzügig gaben und sich verpflichteten, bis zum Jahr 2002 10% mehr Lehrstellen zu schaffen.
Ich finde es tieftraurig, dass man für mehr Lehrstellen einen Tarifvertrag braucht. Die Tarifparteien und unser aller Bundeskanzler Herr Schröder sehen das anders. Sie meinen, dass der Tarifvertrag ein großer Erfolg auch für das Bündnis für Arbeit sei.
10% mehr Lehrstellen hört sich schon gut an, aber was passiert danach mit den ausgebildeten Lehrlingen? Die Industrie hat sich ja nicht verpflichtet, diese nach ihrer Lehre zu übernehmen. Also werden wir nach Ablauf der Lehrzeit ausgebildete Arbeitslose haben. Und von den durch Altersteilzeit frei werdenden Stellen muss die Industrie auch nur 50% wieder neu besetzen.
Die Arbeitslosenzahlen werden also wieder mal weiter steigen. Und das soll ein Erfolg für das Bündnis für Arbeit sein? Das verstehe ich beim besten Willen nicht. Sollte es nicht ein Bündnis zur Schaffung von Arbeitsplätzen und den damit verbundenen Rückgang der Arbeitslosigkeit sein? Wie kann ein solcher Tarifvertrag der Arbeitsplatzschaffung dienen?
Ganz im Gegenteil. Die Gewerkschaften lassen zu, dass die Unternehmen weiter Arbeitsplätze ganz ohne schlechtes Gewissen streichen können. O.k., die Gewerkschaften sind der Verband derer, die Arbeit haben, und nicht der Verband der Arbeitslosen. Aber wenn die Gewerkschaften diese nicht unterstützen, wer dann???
Unsere Bundesregierung "übersieht" die Arbeitslosen ja auch. Wenn sie das nicht machen würde, würde sie einen solchen Tarifvertrag, der Arbeitsplätze vernichtet und nicht schafft, nicht als großen Erfolg betiteln. Aber anscheinend braucht Herr Schröder jeden (Miss)Erfolg, um seine schlechte Politik als gute Politik verkaufen zu können. Schlimm ist nur, dass den über 4 Millionen Arbeitslosen damit kein bisschen mehr geholfen wird!