Gesundheitsrisiko bei Langstreckenreisen

Reisen ohne Stress für die Venen

Archivmeldung aus dem Jahr 2002
Veröffentlicht: 16.05.2002 // Quelle: Bayer

Der Sommer ist nicht mehr fern und schon jetzt träumen viele Menschen vom nächsten Urlaub. Egal ob das Flugzeug, die Bahn oder das eigene Auto benutzt wird, um gesund am Zielort anzukommen, lohnt es sich, ein paar Minuten über die Gefahr von Reisethrombosen nachzudenken.
Beengtes, stundenlanges Sitzen ist nämlich purer Stress für unseren Körper und kann Auslöser für Beinvenenthrombosen oder sogar für eine Lungenembolie sein.

Beim Fliegen kommen noch geringe Luftfeuchtigkeit und niedriger Luftdruck hinzu. Beides Faktoren, die das so genannte Touristenklassen-Syndrom zusätzlich begünstigen. Bis zu 6.600 Todesfälle pro Jahr allein in Großbritannien werden vermutet. Wer zur Risikogruppe gehört, welche vorbeugenden Maßnahmen es gibt und die Rolle der Acetylsalicylsäure (ASS)zur Prophylaxe von Thrombosen und Embolien erläuterten Wissenschaftler jetzt beim europäischen Reisemedizin-Kongress in Florenz.

Grundsätzlich gilt die Gefahr, dass sich ein Blutpfropf (Thrombus) in den Beinvenen bildet für alle Arten des Reisens, die mit bewegungsarmem Sitzen über vier oder mehr Stunden verbunden sind. Löst sich der Thrombus und wird in die Lunge gespült, kann es zur Lungenembolie kommen. "Von Reisethrombosen betroffen sind häufig über 40jährige. Aber auch für jüngere Menschen mit Risikofaktoren, wie beispielsweise Herz-Kreislauf- oder Krebserkrankungen, Patienten nach Operationen oder mit Beinverletzungen, Diabetiker oder Frauen mit einer Hormontherapie besteht Gefahr", so Farrol Kahn, Direktor des Aviation Health Institutes in Großbritannien.

Damit es gar nicht erst soweit kommt, haben Reisemediziner ein paar Tipps zusammen gestellt: häufiges Aufstehen und Umherlaufen, Bewegungsübungen mit den Beinen im Sitzen und Stehen, das Tragen bequemer Kleidung und viel trinken, aber keinen Alkohol.

Experte Dr. Nikolaus Frühwein von der Bayerischen Gesellschaft für Immun-, Tropenmedizin und Impfwesen e.V. empfiehlt Personen mit niedrigem bis mittlerem Thrombose-Risiko die Einnahme von 300-500 Milligramm ASS, dem Wirkstoff in Aspirin®, einen Tag bis spätestens eine Stunde vor Reisebeginn.

"In einer klinischen Studie mit 13.356 Teilnehmern konnte gezeigt werden, dass ASS nach Hüftoperationen die Gefahr einer Venenthrombose um 29 Prozent, das Auftreten einer Lungenembolie sogar um 43 Prozent senken kann", berichtet Professor Colin Prentice von der Universität in Leeds, Großbritannien. "Die in dieser Studie untersuchten Patienten waren nach einem operativen Eingriff bettlägerig, befanden sich also in einer unmobilen Situation ähnlich wie Langstreckenreisende. Daher könnte eine vorbeugende Behandlung mit ASS bei Personen, die zur Risikogruppe gehören, durchaus empfehlenswert sein", so Prentice, "obwohl noch keine Daten zur
Wirkung von ASS speziell bei Reisethrombosen vorliegen."

Der Aspirin®-Wirkstoff verhindert das Verklumpen der Blutplättchen in den Venen, was als einer der Auslöser von Thrombosen gilt. "ASS ist heute der am häufigsten verschriebene blutplättchenhemmende Wirkstoff. Zahlreiche klinische Studien haben die positive Wirkung der Substanz bei Patienten mit Gefäßerkrankungen bestätigt", fasst der Kardiologe Professor Raffaele DeCaterina, Universität Chieti, Italien, zusammen.

In Deutschland ist Aspirin® seit 1993 zur Vorbeugung arterieller Thrombosen zugelassen. Mit der PEP-Studie (Pulmonary Embolism Prevention Trial = Lungenembolie-Präventions-Studie) hat die Acetylsalicylsäure ihr Wirkpotenzial auch bei tiefen Venenthrombosen unter Beweis gestellt.

Um das Auftreten von Reisethrombosen bei Langstreckenflügen genauer zu untersuchen, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenarbeit mit den flugmedizinischen Diensten der größten Fluggesellschaften in diesem Monat verschiedene Untersuchungen gestartet, an denen rund 100.000 Flugpassagiere teilnehmen sollen. Die Ergebnisse werden im Jahr 2005 erwartet und sollen zu konkreten Empfehlungen führen.

Reisethrombosen - wer ist gefährdet

Niedriges Risiko:
Jüngere und gesunde Menschen, die keine Medikamente einnehmen.

Mittleres Risiko:
Über 40jährige
Menschen, die die "Pille" oder Hormone einnehmen.
Stark Übergewichtige
Raucher
Personen mit Krampfadern oder Herzerkrankungen
Schwangere

Hohes Risiko:
Thrombose-Patienten oder Menschen mit erhöhter Blutgerinnungsneigung
Personen, die frisch operiert sind oder Beinverletzungen haben.
Menschen, die Gipsverbände an den unteren Extremitäten tragen.
Krebskranke


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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