12. ChemCologne Chemieforum


Archivmeldung aus dem Jahr 2019
Veröffentlicht: 06.09.2019 // Quelle: Internet Initiative

Am Nachmittag sprachen beim 12. ChemCologne Chemieforum im Baykomm Ministerialdirektor Norbert Salomon, Christian Rodde (Logistikleiter Ineos) und Erich Staake (Vorstandsvorsitzender Duisburger Hafen) über den Aktionsplan Niedrigwasser Rhein – Maßnahmen für eine funktionierende Chemielogistik und Harald Schwager (Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Evonik), Markus Steilemann (Vorstandsvorsitzender Covestro) und Ministerpräsident Armin Laschet über die Zukunft der chemischen Industrie – Szenarien für das Rheinland.



Am 9.9 ergänzte ChemCologne:
Laschet lobt Chemiebranche als wichtigen Pfeiler der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen
Aktionsplan Niedrigwasser und die Zukunft der Branche im Fokus des ChemCologne Chemieforums


Zum 12. Mal trafen sich rund 200 Entscheidungsträger der chemischen Industrie auf dem Branchentreff ChemCologne Chemieforum, das am vergangenen Freitag im BayKomm in Leverkusen stattfand. Das Chemieforum beleuchtete zwei Kernthemen: Einerseits die Probleme für die Chemielogistik durch das Niedrigwasser im Rhein, andererseits die Zukunftsperspektive der Chemiebranche im Rheinland.

Die Begrüßung übernahm Dr. Clemens Mittelviefhaus, Vorstandsvorsitzender von ChemCologne, der sich von der Leistungs- und Zukunftsfähigkeit der Region überzeugt zeigte: „Das Rheinland ist die stärkste Chemieregion Europas und hat definitiv die besten Voraussetzungen diesen Status zu halten.“ Ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbsfähig ist die Lage am Rhein. Der im Bundesverkehrsministerium für Wasserstraßen und Schifffahrt zuständige Ministerialdirektor Dr. Norbert Salomon bestätigte, dass der Transport über die Wasserstraße Rhein für die Region von herausragender Bedeutung und nur begrenzt auf Schiene oder Straße übertragbar sei. Entsprechend hoch seien die betriebswirtschaftlichen Verluste vieler Unternehmen entlang des Rheins aufgrund der extremen Niedrigwasserperiode im Jahr 2018 gewesen. Da eine Häufung von Extrempegelständen erwartbar ist, sollen im Rahmen des im Juli 2019 unterzeichneten „Aktionsplans Niedrigwasser Rhein“ exaktere Wasserstandvorhersagen und eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Fahrrinnentiefen durch die Integration der Tiefeninformationen in die elektronische Binnenschifffahrtskarte erreicht werden. Auch durch die Digitalisierung der Binnenschifffahrt mit dem Einsatz automatisierter, vernetzter Schiffe verspricht sich das Bundesverkehrsministerium Erleichterungen für die Rhein-Anlieger.

Der Vorsitzende des Vorstands der Duisburger Hafen AG Erich Staake kritisierte die marode Verkehrsinfrastruktur in NRW. Als Beispiele nannte er die seit 2012 für den LKW-Verkehr gesperrte Leverkusener Rheinbrücke, die erst 2024/25 komplett erneuert sein werde. Staake warnte: Die gesamte deutsche Infrastruktur verschleißt schneller, als sie repariert werden kann. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion betonte Salomon, dass bereits sehr viel angestoßen sei, um die Engpässe in Deutschland zu beseitigen. Er hofft, für die Infrastrukturprojekte, die der Bund anstoßen will, die notwendige Unterstützung von Seiten der Wirtschaft zu bekommen – auch bei der Vermittlung in der Öffentlichkeit. Erich Staake appellierte, es im Hinblick auf den Stellenwert der Logistik als Herausforderung und Chance zu begreifen, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen, „damit wir an der Spitze der Bewegung auch in der industriellen Wertschöpfung bleiben.“ Und Christian Rodde, Logistikleiter bei Ineos in Köln, resümierte: „Von der Industrie würde ich mir wünschen, dass man gemeinsam Probleme anfasst, die Dinge auch im Kleinen angeht und so Dinge bewegen kann. Für den Bund würde ich mir das im Großen wünschen, also übergeordnet, denn Infrastruktur ist definitiv eine Kernaufgabe des Bundes.“

Im zweiten Veranstaltungsteil beleuchteten Vertreter der Chemieindustrie mögliche Zukunftsszenarien für die gesamte Branche in NRW. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Evonik Industries AG Dr. Harald Schwager bezeichnete den Handelsstreit zwischen China und den USA, aber auch den Brexit und die Verschmutzung der Weltmeere durch Plastikmüll als komplexe, aktuelle Herausforderungen. „Geopolitisch, technologisch und gesellschaftlich hat es drastische Verschiebungen gegeben“, so Schwager. Durch digitale Marktplätze laufe die Chemieindustrie Gefahr, den direkten Kontakt zu ihren Kunden zu verlieren. Populistische, autoritäre Regierungen aber auch eine immer weiter erstarkende Chemieindustrie in China seien massive Herausforderungen, doch noch habe man es in der Hand, den Zukunftsverlauf zu beeinflussen.

Covestro-CEO Dr. Markus Steilemann warnte davor, die gesamte Kunststoffproduktion angesichts aktueller Herausforderungen in ein negatives Licht zu rücken. Nicht die Kunststoffe seien schlecht, sondern deren teils mangelhaft gelöste Entsorgung. Kunststoffe seien kein Abfall, sondern wertvolle Rohstoffe. Hier gelte es, Kreisläufe zu schließen und ein zirkuläres Wirtschaften auf breiter Front durchzusetzen. Durch Forschungsarbeit in Nordrhein-Westfalen könne es gelingen, Kunststoffe künftig aus nicht-fossilen Quellen zu nutzen. Steilemann sieht für NRW hier die Chance, als „Powerhouse für nachhaltige Innovationen“ zu fungieren.

Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen Armin Laschet lobte die Chemie- und Pharmabranche als wichtigen Teil der gesamten Wertschöpfungskette der Wirtschaft. Es gelte, den Industrie- und Chemiestandort Nordrhein-Westfalen zu erhalten. Laschet: „Die Landesregierung schafft Voraussetzungen dafür, dass Industrie und Chemie bei uns wichtige Innovationstreiber bleiben, unter anderem mit sicherer und bezahlbarer Energieversorgung und mit Abbau von Bürokratievorschriften.“ Laschet weiter: „Mit der konsequenten Politik der Entfesselung geben wir Unternehmen mehr Freiheit zur Gestaltung und Innovation. Gemeinsam mit der Industrie haben wir zum Beispiel einen Weg gefunden, die Dauer von Genehmigungsverfahren zu halbieren“, führte Laschet aus.

Am 11.09 meldete sich auch Covestro:
Covestro-CEO auf Chemieforum von ChemCologne
NRW zu "Powerhouse für nachhaltige Innovationen" machen
NRW-Ministerpräsident Laschet lobt Chemiebranche / Covestro-Chef Steilemann setzt auf Kreislaufwirtschaft / Hochwertige Kunststoffe als Schlüssel für Klimaschutz


Industrie auf dem Chemieforum von ChemCologne in Leverkusen. In den Vorträgen und Panel-Diskussionen ging es um zwei Kernthemen: Einerseits die Probleme für die Chemielogistik durch Niedrigwasser im Rhein, andererseits die Zukunftsperspektive der Chemiebranche im Rheinland.

Ziel der Initiative ChemCologne ist es, die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Chemie-Region Rheinland weiter zu entwickeln. Zahlreiche Unternehmen der chemischen Industrie, chemienahe Dienstleister, Verbände, Behörden, Organisationen sowie Hochschul-, Aus- und Weiterbildungseinrichtungen haben sich in diesem Netzwerk zusammengeschlossen. Dass die chemische Industrie für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen auch künftig sehr bedeutend ist, betonte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet in seinem Statement. Laschet lobte die Chemiebranche auf dem Branchentreff als wichtigen Pfeiler der Wirtschaft in Nordrhein-Westfalen.

Hochwertige Kunststoffe sind Teil der Lösung
Dieser Aussage pflichtete Dr. Markus Steilemann, Vorstandschef von Covestro, bei: "Wir sind in Nordrhein-Westfalen besonders gut darin, anwendungsnahe Wissenschaft und forschungsbasierte Industrie zusammenzubringen. Das machen wir beispielsweise mit dem CAT Catalytic Center, einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der RWTH Aachen mit Covestro. Dort wurde ein Katalysator entwickelt, der die effiziente Nutzung von CO2 ermöglicht. Das zeigt: Wir haben tolle Ideen in Nordrhein-Westfalen. Dieses Potenzial müssen wir stärker nutzen", unterstrich Steilemann.

Der Covestro-Chef rief zu mehr Zuversicht, Mut und Risikobereitschaft auf: "Lassen Sie uns NRW zu einem Powerhouse für nachhaltige Innovationen machen. Denn in Nordrhein-Westfalen sind nicht nur viele Unternehmen der chemischen Industrie ansässig, sondern auch eine fruchtbare Forschungslandschaft, hervorragende Netzwerke sowie motivierte Bürger und Beschäftigte. Darüber hinaus finden Sie hier die gesamte Wertschöpfungskette vertreten. Das ist einmalig in Europa. Zudem stellen wir mit unseren hier entwickelten und produzierten Rohstoffen bereits jetzt Lösungen für die großen Herausforderungen bei Energie- und Mobilitätsfragen bereit", bekräftigte Steilemann. "Unsere Kunststoffe machen E-Autos leichter und erhöhen so deren Reichweite. Zudem wird durch neue Verbundwerkstoffe für Rotoren die Ausbeute bei Windkraftanlagen viel höher und ihre Herstellung günstiger. Wir brauchen hochwertige Kunststoffe, sie sind Teil der Lösung für die Probleme der Zukunft", so der Covestro-Chef.

Kreislaufwirtschaft sichert nachhaltige Zukunft
Zudem gehe es darum, Kunststoff-Abfall künftig vernünftig zu entsorgen und vor allem wiederzuverwerten. Steilemann dazu: "Die Kreislaufwirtschaft ist das große Projekt der Zukunft. Wir sollten für Kunststoffe sowie in vielen anderen Branchen Kreisläufe schließen und ein zirkuläres Wirtschaften auf breiter Front durchsetzen. Statt Erdöl könnten wir in unserer Branche beispielsweise verstärkt Kunststoffabfall, pflanzliche Biomasse und CO2 nutzen. Kreislaufwirtschaft ist für mich daher der Schlüssel für mehr Klima- und mehr Umweltschutz und die Schonung unserer knappen Ressourcen."

Chemielogistik im Fokus

Die Teilnehmer des Branchentreffs diskutierten zudem, welchen Einfluss Niedrigwasser im Rhein und die Verkehrsinfrastruktur auf die Wettbewerbsfähigkeit der chemischen Unternehmen in der Region haben. Dr. Norbert Salomon, Ministerialdirektor im Bundesverkehrsministerium, hob dabei die im "Aktionsplan Niedrigwasser Rhein" von Juli 2019 vereinbarten Maßnahmen hervor. So sollen unter anderem exaktere Wasserstandsvorhersagen und eine bessere Ausnutzung der vorhandenen Fahrrinnentiefen der Binnenschifffahrt erste Hilfen bieten. Doch auch durch die zunehmende Digitalisierung der Binnenschifffahrt verspreche sich das Bundesverkehrsministerium Erleichterungen für die Rhein-Anlieger.

Erich Staake, Vorsitzender des Vorstands der Duisburger Hafen AG, kritisierte den Zustand der Verkehrsinfrastruktur in NRW. So verschleiße die gesamte deutsche Infrastruktur schneller, als sie repariert werden könne, so Staake. Als Beispiel nannte er die seit 2012 für den LKW-Verkehr gesperrte Leverkusener Rheinbrücke, die erst 2024/25 komplett erneuert sein werde. Staake appellierte daran, hier die entsprechenden Rahmenbedingungen zu setzen. Denn nur so könnten die chemischen Unternehmen in der industriellen Wertschöpfung an der Spitze bleiben.
Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

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