Am 20. Oktober ist Weltosteoporosetag


Archivmeldung aus dem Jahr 2018
Veröffentlicht: 09.10.2018 // Quelle: Klinikum

Interview mit Prof. Dr. Stefan Reuter, Direktor der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie, Pneumologie und Osteologie

Osteoporose wird umgangssprachlich auch „Knochenschwund“ genannt. Was genau ist damit eigentlich gemeint?
Die Osteoporose ist eine Skeletterkrankung des gesamten Körpers, die durch eine niedrige Knochenmasse und eine Verschlechterung der Knochenstruktur charakterisiert ist. Sie führt zu einer Schwächung der Knochen und einer Zunahme von Knochenbrüchen.

Warum sind immer mehr Menschen in Deutschland davon betroffen?
Mehr als 20% der Menschen in Deutschland sind aktuell über 65 Jahre alt. Bereits im Jahr 2030 wird diese Altersgruppe auf 30% ansteigen. Diese Entwicklung hat unmittelbare Auswirkungen auf die Häufigkeit der Osteoporose, denn von dieser Krankheit sind überwiegend ältere Menschen betroffen. Ein Drittel der Über-65-Jährigen leidet an einer Osteoporose mit der Gefahr, Knochenbrüche auch ohne einen schweren Unfall zu erleiden.

Können auch jüngere Menschen Osteoporose bekommen?
Ja, durchaus. Bereits 15% der Frauen unter 60 Jahren leiden an einer Osteoporose.

Welche Faktoren begünstigen eine Osteoporose?
Zu den Risikofaktoren gehören zum Beispiel zahlreiche Medikamente, Zigarettenrauchen, Erkrankungen wie ein chronische Bronchitis, Diabetes, Schilddrüsenüberfunktion, rheumatische Erkrankungen, Herzschwäche und viele andere Krankheiten. Generell sollten Frauen ab dem 60. und Männer ab dem 70. Lebensjahr prüfen, ob ein erhöhtes Risiko für eine Osteoporose besteht, und sich dann testen lassen.

Welche Symptome deuten darauf hin, dass man betroffen ist?
Spätestens dann, wenn häufigere Stürze oder eine Einschränkung der Beweglichkeit eintreten, sollte nach einer Osteoporose gefahndet werden.

Wer ist im Klinikum Leverkusen für Osteoporose-Patienten zuständig?
Im Westdeutschen Osteoporosezentrum am Klinikum Leverkusen arbeiten seit mehreren Jahrzehnten Experten für Knochenerkrankungen interdisziplinär zusammen. Für die umfassende Diagnostik und Therapie steht dort ein Team aus Osteologen, Geriatern, Unfallchirurgen, Orthopäden und Schmerztherapeuten zur Verfügung.

Erfolgt die Behandlung ambulant oder stationär?
Meist werden Patienten mit einer Osteoporose langfristig ambulant betreut. Für den Fall eines erforderlichen Aufenthaltes im Krankenhaus haben mein Kollege Prof. Dr. Leonard Bastian (Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie) und ich das Konzept der Alterstraumatologie am Klinikum etabliert: Patienten mit Knochenbrüchen durch Osteoporose werden von den Ärzten beider Abteilungen gemeinsam betreut. Die individuell beste Therapie wird am Bett des Patienten interdisziplinär besprochen. So können Begleiterkrankungen schnell erkannt und effektiv behandelt werden.

Wie diagnostiziert man Osteoporose?
Laut Welt-Gesundheitsorganisation (WHO) ist die Duale-Röntgen-Absorptiometrie (DXA) der Goldstandard zur Knochendichtemessung und Diagnose der Osteoporose. Vorteile sind kurze Untersuchungszeiten, eine hohe Genauigkeit und eine sehr niedrige Strahlendosis bei den Geräten der neuesten Generation, die auch im Klinikum Leverkusen genutzt werden. So kann hier sowohl die Diagnostik als auch die Therapieempfehlung aus einer Hand angeboten werden.

Die quantitative Computertomographie (qCT) ist kein Routineverfahren, kommt aber bei speziellen Fragestellungen zusätzlich zum Einsatz. Ultraschall-Verfahren hingegen liefern sehr unterschiedliche Ergebnisse und können daher eine DXA-Messung nicht ersetzen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Ziel ist es, die Osteoporose zu diagnostizieren und zu therapieren, bevor Knochen aufgrund der Schwächung brechen. Eine Knochendichtemessung ist daher Grundlage, um zu entscheiden, ob mit einer Therapie zur Stabilisierung der Knochen begonnen werden sollte. Aktuell sind mehrere unterschiedliche Wirkstoffe zugelassen, die als Tabletten eingenommen oder als Spritze gegeben werden. Individuell muss anhand von Begleitumständen entschieden werden, welche Therapie bei dem einzelnen Patienten angewendet werden kann.

Wie kann man bei Osteoporose Schmerzen reduzieren und die Lebensqualität erhalten?
Wenn Knochenbrüche an der Wirbelsäule einmal stattgefunden haben, steigt das Risiko für weitere Brüche stark an. Nur jeder 3. Bruch wird unmittelbar vom Patienten bemerkt. Wenn Brüche aber erhebliche Schmerzen bereiten, sollte über eine Stabilisierung durch Ballonkyphoplastie nachgedacht werden, um die Schmerzen zu reduzieren und die Mobilität und Lebensqualität zu erhalten. Eine hohe Expertise für Eingriffe bei osteoporotischen Brüchen hält die Klinik für Orthopädie, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Klinikum Leverkusen (Direktor: Prof. Dr. L. Bastian) vor.


Weltosteoporosetag
Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

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