Renommierte Auszeichnung der Bayer-Stiftung für "Wissenschaft & Bildung": Familie-Hansen-Preis 2015 geht an Prof. Dr. Emmanuelle Charpentier

Forscherin des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig wird für die Entwicklung einer bahnbrechenden Technologie zur Bearbeitung von Genomen geehrt

Archivmeldung aus dem Jahr 2015
Veröffentlicht: 23.04.2015 // Quelle: Bayer

Die Preisträgerin des "Familie-Hansen-Preises 2015" steht fest: Kuratorium und Stiftungsrat der Bayer Science & Education Foundation haben Prof. Dr. Emmanuelle Charpentier die mit 75.000 Euro dotierte Auszeichnung zuerkannt, die zu den renommiertesten Wissenschaftspreisen in Deutschland gehört. Damit werden ihre Durchbrüche auf dem Gebiet Genom-Editierung gewürdigt. Die Alexander von Humboldt-Professorin Charpentier ist Leiterin der Abteilung "Regulation in der Infektionsbiologie" am Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und der Medizinischen Hochschule Hannover. Daneben ist sie Gast-Professorin am Labor für Molekulare Infektionsmedizin in Schweden (MIMS). Ihre Forschungsarbeiten führten zur Entwicklung der CRISPR-Cas9-Technologie, einer Art molekularen Schere bestehend aus einem Duplex von zwei RNAs und einem Protein. Der Mechanismus kann als leistungsstarke Technologie zur Gen-Editierung genutzt werden kann. Dies wird als Revolution in der Biologie angesehen und bereits heute in Laboren auf der ganzen Welt in unterschiedlichsten Anwendungen genutzt. Die feierliche Verleihung durch den Vorstandsvorsitzenden der Bayer AG, Dr. Marijn Dekkers, erfolgt am 15. Juni 2015 im Rahmen eines Festaktes in Berlin.

Mit dem Familie-Hansen-Preis werden Wissenschaftler geehrt, die wegweisende Forschungsbeiträge auf innovativen Gebieten der Biologie und Medizin geleistet haben. Er wird seit dem Jahr 2000 im Andenken an den Preisstifter Prof. Dr. Kurt Hansen verliehen. Der verstorbene ehemalige Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende der Bayer AG hatte 1999 den Preis aus "Dankbarkeit für ein ausgefülltes Leben als Naturwissenschaftler und Diplom-Kaufmann" gestiftet.

Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, Generalsekretär der Human Frontier Science Program Organization und Vorsitzender des Stiftungskuratoriums, erklärt: "Die Genom-Editierung - also das gezielte und präzise Verändern des Erbguts mit Hilfe bestimmter Enzyme - hat sich in den vergangenen drei, vier Jahren rasant entwickelt. Durch neue Technologien, wie CRISPR-Cas ist das gezielte Einsetzen oder Entfernen bestimmter Genabschnitte wesentlich einfacher geworden. Dies ermöglicht langfristig sowohl neue Therapieoptionen als auch Anwendungen in der Pflanzenzüchtung. Emmanuelle Charpentier ist ein Pionier dieser Entwicklung und verdient daher diese renommierte Auszeichnung in ganz besonderem Maße."

Der Familie-Hansen-Preis 2015 wird für eine innovative Technologie zur Genom-Editierung verliehen: Pathogene Bakterien verfügen über ein Immunsystem, mit dem sie sich gegen ihre Feinde, insbesondere Viren, verteidigen können. Bei der Studie dieses Systems - während ihrer Zeit als Gruppenleiterin an der Umeå University in Schweden - entschlüsselte Emmanuelle Charpentier mit ihrem Team das CRISPR-Cas9-System. Zusammen mit der Gruppe von Jennifer Doudna zeigten sie, dass das CRISPR-Cas9-System als leistungsfähige Technologie genutzt werden kann - es hat schon jetzt viele Grenzen durchbrochen und die Gentechnik flexibler, effizienter und einfacher gemacht. Besonders reizvoll ist diese Entdeckung, da das System vielfältig angewandt werden kann: Nicht nur eine effiziente Behandlung oder Vorbeugung von Erbkrankheiten ist damit denkbar, sondern auch neue Therapieansätze im Kampf gegen chronische Erkrankungen wie Aids und Krebs oder auch Einsätze im Agrarsektor.

"Fortschritte in der Grundlagenforschung und der industriellen Forschung sind unser Zukunftskapital. Wir wollen die Wissenschaft fördern und Exzellenz stärken", sagt Kemal Malik, für Innovation verantwortliches Vorstandsmitglied der Bayer AG und Vorstand der Stiftung. "Für das Erfinder-Unternehmen Bayer spielt die Forschung eine zentrale Rolle. Die Kenntnis, die Akzeptanz und die Anwendung von Zukunftstechnologien in den Life Sciences sind zentrale gesellschaftliche Rahmenbedingungen, zu denen die Bayer AG auch über ihre Stiftungen und die Vergabe dieses Preises beitragen will", so Malik weiter.

Der Preis wird von der "Bayer Science & Education Foundation" vergeben. Diese Stiftung verfolgt als vorrangige Ziele die Ehrung herausragender Forschungsleistungen, die Förderung wissenschaftlicher Talente und die Unterstützung bedeutender, naturwissenschaftlicher Schulprojekte. Im inhaltlichen Fokus der Fördertätigkeiten stehen die Naturwissenschaften und die Medizin. Herausragende Forschungsleistungen honoriert die Stiftung im jährlichen Wechsel mit dem Familie-Hansen-Preis und dem Otto-Bayer-Preis, die mit jeweils 75.000 Euro dotiert sind. Zwei Preise für aufstrebende Nachwuchsforscher vervollständigen das Programm: der internationale Bayer Early Excellence in Science Award wird jährlich in den Kategorien Biologie, Chemie und Medizinwissenschaften mit einem Preisgeld von je 10.000 Euro vergeben, und der Bayer Thrombosis Research Award fördert Wissenschaftler, die im deutschsprachigen Raum im Bereich der grundlegenden und klinischen Thromboseforschung besondere Akzente setzen. Er wird alle zwei Jahre mit einem Preisgeld in Höhe von 30.000 Euro verliehen.

Die neue Hansen-Preisträgerin Emmanuelle Charpentier studierte Biochemie und Mikrobiologie an der Universität Pierre und Marie Curie, Paris, Frankreich und promovierte dort in Mikrobiologie - mit Forschungsarbeiten am Pasteur Institut. Danach führte sie ihre Arbeiten in New York an der Rockefeller University, dem New York University Langone Medical Center und dem Skirball Institute of Biomolecular Medicine sowie am St Jude Children’s Research Hospital in Memphis fort. 2002 kehrte sie nach Europa zurück, um als Laborleiterin an den Max F. Perutz Laboratories (MFPL) in Wien eine eigene Forschergruppe zu führen. Sie habilitierte 2006 im Fach Mikrobiologie. 2008 wurde Emmanuelle Charpentier als Privatdozentin für das Labor für Molekulare Infektionsmedizin Schweden (MIMS) der Universität Umeå rekrutiert, wo sie heute Gast-Professorin ist. Im Jahr 2012 wurde sie von der Medizinischen Hochschule Hannover berufen und leitet seitdem die Abteilung "Regulation in der Infektionsbiologie" am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung. Im Jahr 2013 wurde sie mit einer Alexander von Humboldt-Professur ausgezeichnet.


Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

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