25 Jahre Aids-Hilfe-Leverkusen


Archivmeldung aus dem Jahr 2012
Veröffentlicht: 23.11.2012 // Quelle: Stadtverwaltung

Bürgermeisterin Josefa Lux hielt soeben bei der Aids-Hilfe folgende Rede:

"Sehr geehrte Frau Wöllenstein,
sehr geehrte Damen und Herren,

ein 25. Geburtstag ist allgemein mit Aufbruchsstimmung verbunden:

Im Idealfall ist die Ausbildung abgeschlossen, die Geburtstagskinder sind im Arbeitsleben angekommen und denken an Familiengründung. Sie sind jung, aktiv und haben sich die Hörner abgestoßen.

Vor manchen 25-Jährigen liegt aber keine rosige Zukunft.

Ihre "wilden Jahre" haben Spuren hinterlassen: Sie haben AIDS.

25 Jahre alt wird heute auch die AIDS-Hilfe Leverkusen.

Bleiben wir im Bild der Lebensphasen, dann hatte die AIDS-Hilfe keine behütete Kindheit und keine unbekümmerte Jugend. Die AIDS-Hilfe Leverkusen wurde im Gegenteil zu einer Zeit gegründet, als die Diagnose AIDS noch das Todesurteil bedeutete. AIDS war tabuisiert und Schreckgespenst zugleich. Die Krankheit selbst war wenig erforscht. Erkrankte wurden stigmatisiert. Wer sich für AIDS-Patienten einsetzte, musste auch gegen gesellschaftliche Ächtung kämpfen.

Das besondere Schutzbedürfnis der Betroffenen ist einer der Gründe, weshalb die Stadt Leverkusen sich schon früh für eine Einrichtung außerhalb staatlicher Institutionen eingesetzt hat. Ich freue mich, dass heute auch Herr Dr. Linstaedt anwesend ist, der Leiter des Medizinischen Dienstes Leverkusen. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der AIDS-Hilfe und hat sich dafür stark gemacht, dass HIV-Positive in Leverkusen eine unabhängige Anlaufstelle finden.

Heute, zur Jubiläumsfeier der AIDS-Hilfe Leverkusen gilt es festzuhalten:

Die AIDS-Hilfe bietet eine äußerst wertvolle Unterstützung für Betroffene und ihre Familien. Sie hat sich in 25 Jahren zu einer anerkannten Lobby in der Stadt entwickelt. Unter anderem dank ihrer unermüdlichen Arbeit ist es gelungen, der Krankheit einiges von ihrem Schrecken zu nehmen. Aber es fällt schwer, das Jubiläum - wie sonst üblich - unbeschwert zu feiern.

Vom Medizinischen Dienst habe ich einige Hintergründe zu einem Paradox erfahren:

Zwar ist ein leichtes Ansteigen der HIV-Erkrankungen zu verzeichnen. Doch das kann teils als Erfolg der Aufklärungsarbeit gesehen werden: Es gibt eine größere Bereitschaft, einen AIDS-Test zu machen, also auch eine höhere Quote positiv getesteter Infizierter. Auch ist die Lebensdauer- dank medizinischer Fortschritte - wesentlich verlängert. Insofern hat sich die gute Arbeit ausgezahlt.

Andererseits ist die Zahl der Neuinfektionen konstant geblieben. Und auch in unserer aufgeklärten Gesellschaft kursieren unter Jugendlichen Vorurteile, die von blanker Unkenntnis zeugen. "Das Schlimmste an AIDS ist, über AIDS nichts zu wissen!" lautet folglich das Motto der AIDS-Hilfe. Entsprechend steht aktuell die Jugend im Fokus.

In einer Woche sind wieder Schüler der Klassen acht bis elf zum Informationstag ins "Kinopolis" eingeladen. Diese auf Jugendliche zugeschnittene Präventionskampagne bietet die AIDS-Hilfe nun zum dritten Mal an, mit dem Fachbereich Kinder und Jugend, der Arbeiterwohlfahrt und Pro Familia gemeinsam zum Welt-AIDS-Tag; unterstützt von den Betreibern des Kinopolis, die den Komplex kostenlos zur Verfügung stellen.

Wenn wir die erfolgreiche Lobbyarbeit würdigen, dann achten Sie einmal auf die rote Schleife und das Logo der AIDS-Hilfe im Stadtgebiet: Auf einem Wupsi-Bus, auf den Trikots von Sportmannschaften, auf der Bandenwerbung und auf Plakaten. Fest etabliert hat sich auch die große AIDS-Gala im Forum, die Frau Ferwer mit ihrem "Tanztheater" seit über zwanzig Jahren ausrichtet.

Weit unspektakulärer ist die tägliche Arbeit, die nicht hoch genug gelobt werden kann:

die Aufklärungsarbeit in den Schulen und in Sportvereinen, vor allem aber die Beratung und Begleitung von Betroffenen und ihren Familien. Gerade die Begleitung von Betroffenen ist ohne ein besonderes Vertrauensverhältnis nicht denkbar. - Vertrauen, das sich die AIDS-Hilfe mit seriöser Arbeit, Kompetenz und absoluter Diskretion aufgebaut hat.

Meine Damen und Herren,

der AIDS-Hilfe gratulieren heißt: von menschlicher Zuwendung und Dienst am Nächsten sprechen. Kaum eine Institution ist so abhängig vom persönlichen Engagement und der Sensibilität ihrer Mitarbeiter wie diese. Kaum zu glauben ist auch, dass die "Arbeit" der AIDS-Hilfe in der Realität allein von ehrenamtlichen Mitgliedern geleistet wird.

Frau Wöllenstein, Frau Hocke, ich darf Ihnen und Ihrem Team in Vertretung des Oberbürgermeisters die offiziellen Glückwünsche der Stadt überbringen und möchte Ihnen zugleich für Ihre außerordentliche Leistung sehr herzlich danken. Eine Aufgabe wie Sie sie auf sich nehmen, erfordert viel Kraft und besondere Mitmenschlichkeit. Wir sind dankbar, dass es Menschen wie Sie in unserer Stadt gibt. Für Ihre weitere Arbeit wünsche ich Ihnen weiterhin recht viel Erfolg und alles Gute.

Vielen Dank!"


Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

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