Ulrike Nasse-Meyfarth: „Ich stand immer genug im Fokus“


Archivmeldung aus dem Jahr 2009
Veröffentlicht: 19.12.2009 // Quelle: TSV Bayer 04

Am Sonntag werden in Baden-Baden die Sportler des Jahres ausgezeichnet. Welt- und Europameisterin Steffi Nerius ist bei der Wahl von rund 1000 Sportjournalisten eine heiße Kandidatin für den Sieg bei den Frauen. Nach 2000 könnte in der Leverkusenerin damit wieder eine Leichtathletin gewinnen. Vor 25 Jahren wurde Ulrike Nasse-Meyfarth zum vierten Mal in Folge zur besten Sportlerin Deutschlands gewählt, 2008 wurden ihre Olympiasiege von 1972 und 1984 vom ZDF-Publikum zum besten Olympischen Moment gewählt, noch vor Mohammed Ali. Im Interview spricht die die 53-Jährige über die Wahl zur Sportlerin des Jahres und ihre Ausnahmekarriere.

Wie haben Sie ihre erste Wahl zur Sportlerin des Jahres 1981 erlebt?
Ich fand das toll und habe mich sehr geehrt gefühlt, weil es eine Auszeichnung der Sportjournalisten ist und die müssen ja wissen, was sie sagen (lacht).

Sie haben dann bis 1984 durchgängig gewonnen. Was haben sie beim vierten Sieg in Folge gedacht?
Neulich habe ich im SWR ein Video gesehen, da trat ich gerade auf die Bühne und habe gesagt „Jetzt wird es aber langsam langweilig“. Das ist mir jetzt auch ein bisschen aufgestoßen, so wie ich es damals gesagt habe. Ich fand es einfach für den Sport sehr langweilig und das sprach zu der Zeit vielleicht nicht für die Situation in Deutschland, dass ich vier Mal gewinnen kann. Aber man sieht das selbst manchmal anders als die Menschen um einen herum und vier Mal siegen zu können ist schon eine tolle Sache in Deutschland.

Haben Sie im Lauf ihrer erfolgreichen Karriere den Eindruck gehabt, ein Vorbild sein zu müssen?
Dass man durch den Erfolg gleichzeitig eine Vorbildrolle annimmt, sehe ich nicht so pauschal. Man versucht immer als Sportler für junge Menschen attraktiv zu sein, um sie zum Sport zu animieren. Das ist vielleicht eine Art Vorbildfunktion, mehr aber auch nicht. Im Lauf der Jahre nach meiner sportlichen Laufbahn, habe ich gemerkt, dass meine Karriere als sehr speziell angesehen wird und den Menschen noch immer im Kopf ist, das merke ich noch heute.

Hatten Sie damals das Gefühl, nach der Übertragung der Wahl noch stärker im Fokus der Öffentlichkeit zu stehen?
Ich stand für mich immer genug im Fokus. Das hat mich auch gefordert - vor, während und nach der Wahl. Viele Sportler haben Angst vergessen zu werden, wenn sie mit dem Sport aufhören. Das war bei mir nie der Fall. Die Menschen, die mit mir älter werden, erinnern sich noch an mich. Das hat die Kerner Show (Die besten Olympischen Momente im ZDF; Anm. d. Red.) im vergangenen Jahr gezeigt. Aber bei den Jüngeren ist das nicht mehr der Fall. Das war aber bei mir genau so. Als ich jung war kannte ich auch keine Älteren (lacht).

Vor neun Jahren haben Nils Schumann und Heike Drechsler als bisher letzte Leichtathleten die Wahl zum Sportler des Jahres gewonnen. Was unterscheidet die mediale Aufmerksamkeit für die Leichtathletik in der heutigen Zeit im Vergleich zu Ihrer Karriere?
Die Leichtathletik stand damals ganz anders da als heute. Die Medienbreite war zwar damals noch nicht so stark, aber die Aufmerksamkeit für Leichtathletik war wesentlich größer. Es fanden in Deutschland mehrere Länderkämpfe statt, die besser vom Fernsehen aufgearbeitet wurden. Die paar Meetings, die heute stattfinden bekommen keine starke Beachtung. Was die Weltmeisterschaft in diesem Jahr für eine Nachhaltigkeit haben wird, kann ich nicht sagen.

Das Interview führte Peter Bock.


Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

Kategorie: Sport
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