Reichspogromnacht: Gedenkstunde am Platz der Synagoge

Halt an „Stolpersteinen" , Rap-Musik in der Fußgängerzone und gemeinsames Gebet in der Aloysius-Kappelle

Archivmeldung aus dem Jahr 2007
Veröffentlicht: 09.11.2007 // Quelle: Stadtverwaltung

Mehrere hundert Leverkusenerinnen und Leverkusener, darunter auch ausgesprochen viele junge Menschen, gedachten am Freitag, 9. November, am Platz der Synagoge in Opladen der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der in ganz Deutschland jüdische Gotteshäuser verwüstet und in Brand gesteckt wurden - der Reichspogromnacht.
An das Grauen dieser Nacht vor nunmehr 69 Jahren und die Millionen Opfer des Nationalsozialismus erinnerten Wortbeiträge von Schülerinnen und Schüler des Landrat-Lucas-Gymnasiums und der Montanus Realschule. Musikalisch eingerahmt wurde die Gedenkveranstaltung mit Beiträgen des Klezmer-Ensembles der Musikschule Leverkusen. die gemeinsam mit behinderten Musikern der „Leverkusener Stadtmusikanten" spielten.

Oberbürgermeister Ernst Küchler verwies in seiner Rede darauf, dass es jeder Generation aufs Neue aufgegeben sei, eine Haltung zum Nationalsozialismus und dessen Verbrechen zu finden. Um die grundlegenden Menschenverachtung des Dritten Reiches zu verdeutlichen, habe man für den heutigen Tag den Blickwinkel geweitet und auch das Schicksal der anderen Opfer des Nationalsozialismus betrachtet. Ohne das millionenfache Leid der Juden Europas relativieren zu wollen, so der OB, der Nationalsozialismus „tötete alles, was er zuvor als nicht zum „Volkskörper" gehörig, definiert hatte."
Küchler erinnerte an die Morde an Behinderten, an Sinti und Roma an Kriegsgefangenen und politisch und anders Verfolgten und mahnte dazu, diese Tatsachen immer wieder vor Augen zu haben, wenn heutzutage „politische Kräfte" an das so genannte gesunde Volksempfinden appellierten.
Ausdrücklich verwies der Oberbürgermeister in diesem Zusammenhang auf die selbsternannte Bürgerbewegung „Pro NRW" die auch in Leverkusen auf Stimmenfang gehe und unter anderem für das Verbot von Moscheen werbe. Wenn es eine Botschaft des 9. November gebe, dann laute sie, dass nur Toleranz und Demokratie die Menschenwürde sichern, so Ernst Küchler.
Gebet und Gesang des jüdischen Rabbiners Julien-Chaim Soussan aus Düsseldorf gingen der Rede des Oberbürgermeisters voraus. Für große Aufmerksamkeit sorgte nach der Kranzniederlegung des Oberbürgermeisters mit den Geistlichen vierer Weltreligionen am Gedenkstein am Platz der Synagoge der Halt an zwei „Stolpersteinen" des Kölner Künstlers Günther Denning in der Opladener Fußgängerzone. Die Steine erinnern an frühere jüdische Mitbewohner, die im jeweiligen Haus an dem in den Boden eingelassenen Stolperstein gelebt haben. Schüler der Montanus-Realschule erinnerten n Wortbeiträgen an die damalige Zeit.
Vor dem gemeinsamen Gebet in der Aloysius Kappelle wurden Passanten nochmals auf diesen besonderen Gedenktag aufmerksam gemacht durch Schüler der Hauptschule Neukronenbergerstraße hatten im Rahmen eines Projektes der Musikschule Leverkusen ein „Lied gegen das Vergessen" einstudiert, dass bei allen Zuhörern großen Anklang fand.
Den Abschluss bildete dann in der Kirche das gemeinsame Gebet des albanische Gemeinde Imans der albanischen Gemeinde, Amir Dzeladin, des katholischen Pfarrers und neuen Stadtdechanten Heinz-Peter Teller, des evangelischen Pfarrers Manfred Jetter und des jüdischen Rabbiners.
Zwei israelische Friedenslieder, gesungen in hebräischer Sprache, beendeten eine bewegende Gedenkveranstaltung.


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

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