Mit zwölf Goldkandidaten zur DM – Hoffen auf zehn EM-Starter


Archivmeldung aus dem Jahr 2006
Veröffentlicht: 13.07.2006 // Quelle: TSV Bayer 04

Gewiss ist vor den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten am Wochenende in Ulm vor allem die Tatsache, dass erst nach den Titelkämpfen Gewissheit herrscht: Sieben Asse des TSV Bayer 04 haben im Vorfeld in Einzeldisziplinen die Norm für die Europameisterschaften im schwedischen Göteborg (6. bis 13. August) komplett erfüllt, doch nur die Speerwurf-WM-Dritte Steffi Nerius mit ihrer Jahresbestweite von 64,67 Metern, der Hammerwurf-WM-Vierte Markus Esser mit 81,06 Metern sowie seine Disziplinkollegin Susanne Keil (2006: 70,35 m) haben das EM-Ticket neben den bereits nominierten Mehrkämpfern Jennifer Oeser und Stefan Drews auf Grund der Situation in ihren Disziplinen wohl so gut wie sicher. Dagegen müssen U20-Weltrekordlerin Silke Spiegelburg und Vize-Europameister Lars Börgeling noch kräftig zittern, denn die Konkurrenz im Stabhochsprung ist groß, die Entscheidung scheint offen.

„Wir hoffen, dass nach den Titelkämpfen zehn Bayer-04-Athleten für Göteborg nominiert werden“, sagt Leichtathletik-Geschäftsführer Paul Heinz Wellmann. Kandidaten sind neben den bereits genannten Normerfüllern unter anderem die mit je einem Leistungsnachweis ausgestatteten Floé Kühnert, Danny Ecker und Richard Spiegelburg (alle Stab). Bisher noch ohne Norm aber zumindest ebenfalls noch mit ein klein wenig Hoffnung auf einen EM-Start reisen Nils Winter (Weit), Charles Friedek (Drei), Julia Hartmann (Hoch), Ingo Schultz (400 m) und Stefan Wieser (100 m) nach Süddeutschland, wobei der amtierende Europameister Schultz und der U23-EM-Dritte Wieser im Fall des verpassten Einzelstarts noch die Chance auf einen Staffeleinsatz haben.

In zehn Disziplinen schickt der TSV Bayer in Ulm insgesamt elf Goldanwärter und einen Goldfavoriten ins Rennen. Titelverteidiger sind die Olympia-Zweite Nerius, Vize-Europameister Friedek und der WM-Zwölfte Winter. Hochspringerin Daniela Rath, die im Vorjahr in Wattenscheid gewann und dadurch eine Plakette zur Bilanz von vier Gold-, drei Silber- und vier Bronzemedaillen beisteuerte, ist nicht dabei. Sie hat aus persönlichen Gründen das Training vorerst eingestellt. Dafür ist auch Silke Spiegelburg als Titelverteidigerin am Start. Als Jugendliche hatte sie im Vorjahr noch im Trikot des TV Lengerich den Arivierten überraschend die Show gestohlen.

„Ich sehe mich nicht als Goldfavorit“, sagt Markus Esser, der ob seiner Vorleistungen (acht Siege in zehn Wettkämpfen) gegenüber Ex-Weltmeister Karsten Kobs (Dortmund/Jahresbestleistung 80,82 m) favorisiert ist. „Im Vorjahr war die Situation ähnlich. Damals habe ich im Vorfeld getönt, doch dann blieb mir nur Platz drei. Daraus habe ich gelernt“, erklärt der 26-Jährige. „Karsten ist hochmotiviert, weil er seinen achten Titel in Folge gewinnen kann, zudem hat er in diesem Jahr auch schon deutlich über 80 Meter geworfen. Ich habe ihn auf der Rechnung.“

Gut erholt von ihrer Muskelverletzung im Wurfarm ist Steffi Nerius, die mit zwei zweiten Plätzen in Athen und zuletzt am Dienstag in Lausanne/Schweiz in die Saison eingestiegen ist: „Nach meiner langen Pause bin ich jetzt richtig heiß auf Wettkämpfe. Ich muss sagen, es läuft bislang wirklich gut. Ich bin guter Hoffnung für Ulm“, meint die 34-Jährige, die vor allem Europarekordlerin Christina Obergföll fürchten muss. Die Offenburgerin ist allerdings für große Leistungsschwankungen bekannt. So kam die Vize-Weltmeisterin nach ihrer Jahres-Weltbestleistung (66,91 m) von Montag vor einer Woche in Athen am Dienstag in Lausanne nur auf 57,89 Meter.

Unübersichtlich ist die Lage vor der DM im Männer-Stabhochsprung, wo in Tim Lobinger (Köln), Fabian Schulze (Kornwestheim) und Lars Börgeling drei Athleten die Norm (zweimal 5,70 m) komplett erfüllt haben, dahinter aber in Richard Spiegelburg und Danny Ecker zwei Athleten in Lauerstellung liegen. „Für mich zählt in erster Linie die Qualifikation für die EM“, sagt der Olympia-Sechste Börgeling. „Aber es wäre auch schön, nach 2002 mal wieder Deutscher Meister zu werden.“ Vom Leistungsvermögen sei er so gut wie vor vier Jahren. „Aber auch die Konkurrenz ist so stark wie lange nicht.“

Diese Aussage wird vom Olympia-Fünften Ecker unterstrichen: „Nachdem was die anderen bislang gezeigt haben, muss ich schon ein deutliches Ausrufezeichen setzten und deutlich vor ihnen sein, um mit zur EM zu fahren. Auch wenn es sich in meinen Resultaten bislang nicht wiederspiegelt, bin ich gut drauf. Ich will 5,80 Meter springen.“

Noch ungewisser ist die Situation bei den Frauen, wo es insgesamt fünf Athletinnen mit doppelter Norm (4,40 m) und weitere zwei Sportlerinnen mit einfacher Norm gibt. Alle fünf Doppelnorm-Erfüllerinnen liegen im Bereich zwischen 4,62 Metern und 4,50 Metern und damit ziemlich dicht beieinander. Vierte der Deutschen Jahresbestenliste ist Silke Spiegelburg mit 4,51 Metern.

„Ich habe mich von Woche zu Woche gesteigert, deshalb ist mein Ziel klar: Ich will gewinnen und 8,00 Meter springen“, meint Nils Winter mit Blick auf die Weitsprung-Konkurrenz, wo im Leipziger Oliver Koenig (8,01 m) schon ein Athlet die EM-Norm um einen Zentimeter überboten hat. Nur ein Satz über acht Meter kann Winter noch die Chance auf das EM-Ticket eröffnen. „Vielleicht ist dieser Druck ganz gut“, sagt Trainer Bernd Knut.

Weiterer Leverkusener Medaillenkandidat ist hier U20-Vize-Europameister Sebastian Bayer, der am vergangenen Wochenende in seinem ersten Wettkampf nach fast einjähriger Abstinenz in der Weitsprunggrube wegen eines Mittelfußbruchs gleich 7,89 Meter angeboten hatte. Noch nicht sicher ist der Start von Dreispringer Charles Friedek. Er ist auf der Rückseite des rechten Oberschenkels verletzt. „Über seine Teilnahme entscheiden wir kurzfristig“, sagt Trainer Knut.

Ohne Top-Ergebnis steht in dieser Saison noch der Deutsche Hallen-Hochsprungmeister Roman Fricke da. „Die Form ist aber besser als die Ergebnisse bisher aussagen. Anfang des Jahres haben wir versucht, meinen Anlauf umzustellen, jetzt sind wir wieder zum alten zurückgekehrt. Ich will gewinnen, am liebsten mit der Norm von 2,28 Metern“, sagt er. Noch ist Fricke 2006 allerdings nicht über 2,21 Meter hinaus gekommen. Wesentlich näher an der EM-Norm von 1,93 Meter ist U20-Vize-Europameisterin Julia Hartmann bei den Frauen. Sie steigerte sich schon auf 1,91 Meter und kann auf ihren ersten nationalen Meistertitel nach Platz drei in der Halle hoffen.

Medaillenchancen rechnen sich auch die Sprinter Stefan Wieser über 100 Meter und 400-Meter-Europameister Ingo Schultz aus. Damit könnten sie sich nachhaltig für einen Staffeleinsatz bei der EM empfehlen. Doch Wieser möchte noch mehr: „Ich will die Einzelnorm von 10,30 Sekunden knacken.“ Nur drei Hundertstel ist er davon entfernt. Deutlich weiter ist der Weg für Schultz, der sich von 46,55 Sekunden auf 45,90 Sekunden steigern müsste.

Klein ist die Goldchance der ehemaligen deutschen Hammerwurf-Rekordlerin Susanne Keil. Sie ist 2006 bisher stets deutlich hinter der Olympia-Vierten Betty Heidler geblieben, die den nationalen Rekord auf 75,38 Meter steigerte. Doch die Frankfurterin leistet sich immer wieder mal einen Aussetzer, was Keils Chance sein könnte.

Als Jahresbeste reisen die 4x100-Meter-Staffeln nach Ulm, wobei vor allem die Frauen mit ihren 44,89 Sekunden echte Goldchancen haben.

Die Veranstaltung beginnt am Samstag um 9.00 Uhr und endet um 20.00 Uhr, Sonntag geht es um 10.00 Uhr los, der letzte Sieger steht um 19.20 Uhr fest. Alle Informationen rund um die Deutschen Meisterschaften inklusive eines Live-Tickers gibt es unter www.leichtathletik.de. Außerdem überträgt die ARD überträgt am Samstag zwischen 13.35 Uhr und 19.44 Uhr, das ZDF am Sonntag von 15.05 bis 19.00 Uhr live.


Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Sport
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