Hochbunker, Niederfeldstr.

Objektbeschreibung: Hochbunker
Bauentwicklung Erbaut durch die Firma Jos. Weiser und Söhne von November 1941 bis Mai 1944. In behelfsmäßiger Zivilschutznutzung von Juni 1944 bis zum 30. April 1945. Zweigeschossiger Hochbunker über einem längsrechteckigen Grundriß von ca. 15 x 61m. Er wird über vier eingeschossige Eingangsschutzbauten an den Gebäudeecken der Längsseiten erschlossen, die die dahinterliegenden Gasschleusen vor Splittereinwirkungen schützen. Die Schmalseiten sind durch eine vorgelegte Rundbogenarkatur gegliedert. Den oberen Abschluß bildet eine leicht zurückspringende Deckplatte von 2m Stärke. Die innere Erschließung erfolgt durch zwei doppelläufige Treppenhäuser. Der Bunker verfügte über 350 Liege- und 590 Sitzplätze. Die Gesamtherstellungskosten beliefen sich auf 656.822,41 Reichsmark. Durch die fortschreitende Entwicklung in der militärischen Luftfahrt wurde die Notwendigkeit des zivilen Luftschutzes (LS) bereits während des 1. Weltkrieges erkannt, die Maßnahmen beschränkten sich jedoch auf Verdunklungsvorschriften, den Einsatz von Warnsirenen und die Anlage einfacher Gräben oder Stollen. Nach dem Versailler Vertrag waren nach 1918 alle Mittel des aktiven Luftschutzes für Deutschland verboten. Trotzdem wurde zu Zeiten der Weimarer Republik der rechtliche Luftschutz, d.h. Richtlinien zur Organisation ausgearbeitet, dessen Schwerpunkt auf dem Schutz der Zivilbevölkerung lag. Die Nationalsozialisten bauten die rechtlichen Verankerungen weiter aus und regelten Aufgaben, Organisation und Durchführung. Bei der parallelen Entwicklung geeigneter Schutzbauten wurden - vom einfachen Stollenbau ausgehend, über den Ausbau von Treppenhäusern zu Schutzräumen (1925) - ab 1936 zunächst Hochbunker in Turmformen entwickelt. Mit Inkrafttreten des "Führer-Sofortprogramms" im September 1940 schritt die Entwicklung rapide voran. Dieses "Sofortprogramm" enthielt Bestimmungen zur Durchführung baulicher Maßnahmen im Luftschutz mit detaillierten Angaben über die Art der zu errichtenden Gebäude. Mit der Durchführung beauftragte man für Berlin den Generalbauinspektor, für das Reichsgebiet die Organisation Todt (größte, zivile Arbeitsorganisation für militärische Infrastrukturbauten). Das "Sofortprogramm" erfaßte 81 deutsche Großstädte oder Industriestandorte, darunter auch Leverkusen. Im Juli 1941 erließ das Reichsluftfahrtministerium allgemeingültige "Bestimmungen für den Bau von Luftschutzbunkern". Diese Richtlinien wurden kontinuierlich aktualisiert, die letzte Ergänzung datiert vom 26.5.1944. Grundregeln waren: Bunker mußten erschütterungssicher (Sprengbomben), nicht brennbar (Brandbomben), mit durchschlagsicheren Decken versehen und leicht zu entgiften sein. Dazu kam ein zweckmäßiger Grundriß mit Fluchtmöglichkeiten (Treppenhäuser, Notausgänge) und eine ausreichende Wandstärke im Verhältnis zur Größe. So variieren die Mindestdicken der Wände und Decken mit dem Fassungsvermögen der Bunker: bei mehr als 1500 Personen 3m; bei 300-1500 Personen 2,50m und bei bis zu 300 Personen 2m. Die Bestimmungen vom Juli 1941 gingen auf angriffsbedingte Gegebenheiten ein, die späteren Versionen sahen speziell Änderungen für Langzeitaufenthalte mit dementsprechend hohem Raumbedarf vor. Auch stellte man den Bau von Tiefbunkern, der fünfmal soviel Beton wie der Bau von Hochbunkern verbrauchte, ein. Insgesamt entstanden etwa 3000 Bunker. Auf dem heutigen Gebiet von Nordrhein-Westfalen wurden 540.000 m² Schutzraumfläche geschaffen, 77% davon waren Hochbunker. Planungsgrundlage aller Aktivitäten war ein sogenannter "LS-Bunker-Plan". Er enthielt Maßgaben wie sich die Schutzbauten in luftschutzmäßiger, städtebaulicher und baukünstlerischer Hinsicht in ihre Umgebung einzufügen hatten. Hochbunker wurden dabei freiste-hend, an ein Gebäude angebaut oder in bestehende Bebauung eingebaut, errichtet. Ihre äußere Form war vielgestaltig und orientierte sich am Stadtbild und seiner regionaltypischen Bebauung, zudem verwendete man zur Tarnung häufig althergebrachte Formen wie Kirchen, Burgen oder mittelalterliche Befestigungsanlagen. Neben der Gestaltung wurde der Bunkerbau eng mit städtebaulichen Zielen verbunden (luftschutzgerechter Städtebau, d. h. Sanierung enger Stadtgebiete, Anpassung an die historische Umgebung, Auswirkung auf Straßen- und Platzgestaltung). Luftschutzbunker gehörten außerdem zur Ausstattung neu projektierter Wohnviertel, Industrieanlagen und Versorgungseinrichtungen. Nach dem anfänglich propagierten architektonisch-städtebaulichen Element, das den Bunker zum Blickpunkt im Stadt- oder Straßenbild werden lassen sollte, dominierte bald der Aspekt des reinen Zweckbaus, der sich bescheiden vorhandener Bebauung unterordnete. Der deutsche Städtebau ist durch die partielle Zusammenballung von Wohn- und Wirtschaftsräumen gekennzeichnet. Dies trifft speziell auch auf die Entwicklung der Stadt Leverkusen zu. Hier hatten sich einige bedeutende Firmen wie Wuppermann, Dynamit AG, Eumuco oder die IG Farben-Werke niedergelassen, die Hauptziele der Luftangriffe waren. So ergaben sich besonders gefährdete Punkte in den Stadtteilen Wiesdorf und Manfort. Bei Kriegsbeginn existierten in Leverkusen sechs Großbunker und ein Krankenhausbunker, weitere sechs wurden noch während des Krieges errichtet; alle zusammen boten ca. 53.000 Menschen Schutz. Der Bunker Niederfeldstraße wurde trotz seiner langen Bauzeit nie komplett fertiggestellt. Nachdem schon bei den Ausschachtungsarbeiten lange Verzögerungen durch Frosteinbruch eingetreten waren, behinderten im Folgenden der Mangel an Material und Arbeitskräften den zügigen Abschluß. Resultat war, das der Bunker erst 1944 behelfsmäßig genutzt werden konnte, d.h. seine Schutzfunktion provisorisch erfüllte. Er war durch seine exponierte Lage in der Nähe des Werkgeländes und innerhalb eines Wohngebietes sehr notwendig und gleichzeitig der gefährdeste Bunker der Stadt. Aus diesem Grunde wurde er ab dem 11.3.1945 durch einen eigenen Brunnen versorgt und man genehmigte den Verkauf von Lebensmitteln im Bunker, um die Versorgung sicherzustellen, nachdem es beim Holen von Wasser und Lebensmitteln Tote durch Luftangriffe gegeben hatte. Ursprünglich sollte dem zweigeschossigen Baukörper ein Satteldach aufgesetzt werden, umlaufende geschoßübergreifende Rundbogen sollten die Wände gliedern und der westlichen Gebäudelangseite wäre als Zierde ein zweigeschossiger Turm mit Glockendach vorgesetzt worden. Diese Details kamen nicht zur Ausführung und dokumentieren damit auch den langsamen Zusammenbruch der NS-Diktatur. Auch in seiner heutigen Form prägt der markante Baukörper in entscheidender Weise den Straßenraum. Der Bunker Niederfeldstraße dokumen-tiert beispielhaft eine spezielle architekturgeschichtliche Entwicklung in Deutschland in den 1940er Jahren - den Bunkerbau als originäre Bauaufgabe des Dritten Reiches. Als Zeugnis für den Luftkrieg, ist er zugleich als Mahnmal bedeutend für die Geschichte des Menschen. An der Erhaltung und Nutzung besteht aus historischen (militär-, stadt- und architekturgeschichtlichen) sowie städtebaulichen Gründen ein öffentliches Interesse.

Wo finde ich Hochbunker, Niederfeldstr.

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Baujahr
1941
Keywords
Bunker Niederfeldstraße, Bunker, Hochbunker, Bunker Niederfeldstr

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